Was hat es auf sich mit dem Münchner Brauertag? Von ihren Anfängen im Mittelalter bis in das 18. und 19. Jahrhundert feierten alle Münchner Zünfte ihren besonderen Festtag, meistens am Tag ihres Schutzpatrons. Die Einladung zum Festtag der Brauer erfolgte wie bei allen anderen offiziellen Anlässen, durch die Lehrlinge, die als Erkennungszeichen eine Ferula mit sich führten.
Zunfteigentümer und Schutzpatrone
Der Festtag begann mit einem Kirchenbesuch, an den sich ein kleiner Festzug anschloss, gegliedert in Lehrlinge, Gesellen und Meister. Die Zunftfahne und die Zunftlade, die einen besonderen Wert darstellten, wurden dabei mitgeführt. Anschließend fand eine Festversammlung statt.
Die ältesten und angesehensten Zünfte in München hatten zumeist mehrere Schutzpatrone, die sie besonders verehrten. Dabei spielten die Landes- und Stadtpatrone eine besondere Rolle. So erklärt es sich, dass die Münchner Brauerzunft den Apostel der Deutschen, den heiligen Bonifatius, zum Schutzpatron erkoren hat, der auch auf der Zunftfahne und in der Zunftlade abgebildet ist.
Feuerwächter St. Florian
Aber auch St. Florian gilt als besonderer Schutzherr der Münchner Brauer, denn auf den mächtigen Patron gegen Feuer- und Wassergefahr konnte das Braugewerbe wegen der Gefährdung durch die früher üblichen offenen Feuerstellen in den Brauereien nicht verzichten. Außerdem standen noch keine öffentlichen Wasserleitungen zur Brandbekämpfung zur Verfügung, so dass gerade die Brauer, die über größere Wasservorräte und eigene Tiefbrunnen verfügten, gewissermaßen als Hilfsfeuerwehr tätig werden mussten. Im Mittelalter war der Turmwächter auf dem Alten Peter zugleich der Feuerwächter.
Dem heiligen Florian ist dort ein besonderer Altar gewidmet. Daraus erklärt sich, daß die Verehrung des heiligen Florian durch die Brauer gerade in der Peterskirche, der ältesten Stadtpfarrkirche Münchens, nachweisbar ist. Der Brauertag in der Peterskirche hat sich im Münchner Braugewerbe bis 1917 erhalten. Über seine Gestaltung können heute vereinzelte, noch erhaltene Abrechnungen der Brauerzunft aus dem 18. Jahrhundert Aufschluss geben.
Schäfflertanz für die Münchner Brauer
Im ältesten Stadtteil Münchens konnten die Münchner Bürger neben den geschmückten Festgespannen der Münchner Brauereien auch den Schäfflertanz erleben, der extra zu dieser Gelegenheit außerhalb des üblichen siebenjährigen Turnus aufgeführt wurde. Und zu allen Zeiten fand damit die enge Verbundenheit der Bevölkerung mit der Münchner Brauerzunft am Brauertag ihren Ausdruck.
Der Brauertag heute
Durch die Kriegs- und Zwischenkriegszeiten und die Beschädigung der Zunfteigentümer wurde die Tradition des Brauertages zwangsläufig unterbrochen. Sie konnte erst 1962 wieder aufgenommen werden. Seit dieser Zeit findet der Münchner Brauertag in der Regel in zweijährigem Turnus statt.
Anlässlich des Brauertages findet traditionell die Freisprechungszeremonie statt, die, wenn es das Wetter erlaubt, meist auf dem Viktualienmarkt stattfindet. Die jüngsten Bräuburschen werden mittels einer Ferula durch den Münchner Oberbürgermeister freigeschlagen. Daneben werden ihnen die Silbermedaille mit dem Konterfei Herzog Alberts IV. und einem Zitat aus dem Münchner Reinheitsgebot zur Erinnerung an die bestandene Lehrzeit verliehen.
Münchner Brauwesen – so alt wie wie die Stadt selbst
Eine besondere Auszeichnung lässt die Stadt dem Münchner Braugewerbe durch einen offiziellen Empfang zuteil werden. Dies unterstreicht die Tatsache, daß das Münchner Braugewerbe mit dem Wirtschafts- und Kulturleben der Stadt München seit ältesten Zeiten auf das engste verbunden ist.
Nach wie vor genießt München in aller Welt ob seines Braugewerbes den guten Ruf der berühmtesten Bierstadt. Aus dieser Stadt sind die Brauereipioniere hervorgegangen, die die wissenschaftliche Entwicklung des Brauwesens vorangebracht und die weltbekannte Münchner Bier- und Braukultur begründet haben.